Er meldet sich selten – Warum das mehr mit Ihnen zu tun hat, als Sie denken.
- Stephan Schwinnen
- vor 6 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 14 Stunden
Er meldet sich selten – was das sehr wahrscheinlich in ihnen auslöst.
Vielleicht kennen Sie es:
Sie wachen morgens auf – und greifen als Erstes zum Handy.
Hoffnungsvoll.
Vielleicht hat er geschrieben?
Ein „Guten Morgen, mein Herz“, ein Herz-Smiley, ein kurzer Gedanke.
Aber: nichts. Oder ein knappes „Moin“, zwei Stunden später.
Und innerlich zieht sich alles zusammen.
Sie fragen sich:
Bin ich ihm nicht wichtig?
Warum bemüht er sich nicht mehr?
Muss ich ihm wirklich ständig hinterherrennen, damit er mal kommuniziert?
Sie fühlen sich übergangen, machen sich Gedanken, werden vielleicht traurig oder ärgerlich.
Die innere Unruhe steigt. Und jedes Mal, wenn er sich nicht meldet, fühlt es sich an wie eine kleine Ablehnung – oder wie ein Beweis dafür, dass Sie ihm egal sind.
Warum Männer oft weniger Bedürfnis nach Kontakt haben.
Hier kommt eine unbequeme Wahrheit: Sehr viele Männer haben tatsächlich ein anderes Kommunikationsbedürfnis als viele Frauen. Es hat nichts mit Lieblosigkeit oder Desinteresse zu tun – sondern mit einer anderen inneren Dynamik.
Während manche Frauen Nähe oft über Austausch und Worte regulieren, tun Männer dies oft eher über Rückzug. Für sie ist es keine Distanz, sondern ein Normalzustand.
Sie „vergessen“ sich zu melden, weil für sie gerade nichts Dringendes ansteht.
Beispiel: Ein Mann arbeitet konzentriert an einem Projekt. Er denkt in dem Moment nicht daran, zu schreiben – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil sein Fokus völlig woanders liegt. Für ihn ist das kein Bruch in der Verbindung – für Sie möglicherweise schon.

Die eigentliche Frage: Was suchen Sie in seiner Nachricht?
Wenn Sie ehrlich zu sich sind: Geht es Ihnen wirklich nur um das Schreiben?
Oder um das Gefühl, dass Sie gesehen, geliebt und gehalten werden?
Oft suchen wir in der Reaktion des anderen eine Bestätigung unseres Wertes.
Eine Nachricht bedeutet dann nicht einfach „Hallo“ – sie bedeutet: Ich bin dir wichtig.
Und wenn sie ausbleibt, meldet sich vielleicht das sogenannte innere Kind in Ihnen, das früher oft übersehen oder emotional allein gelassen wurde.
Beispiel: Lisa fühlt sich regelmäßig verletzt, wenn ihr Partner sich nicht meldet. Sie fühlt sich vernachlässigt und ungeliebt. Zudem verunsichert es sie, ob die Beziehung tatsächlich bestand hat. Als sie tiefer hinschaut, merkt sie:
Dahinter steckt die alte Angst, nicht wichtig zu sein – ein Gefühl, das sie schon seit ihrer Kindheit kennt.
Wenn Sie wollen, dass er öfter schreibt – fragen Sie sich zuerst: Wozu?
Wollen Sie Kontrolle – oder Verbindung?
Wollen Sie ein Pflaster – oder echte Nähe?
Wollen Sie Sicherheit von außen – oder endlich die innere Ruhe, zu wissen:
"Ich bin wertvoll und werde geliebt. Auch ohne Bestätigung. Auch ohne tägliche Beweise."
Wie Sie sich innerlich unabhängig machen – ohne kühl zu werden.
Auch hier liegt eine unbequeme Wahrheit. Es geht hierbei um die Eigenverantwortung für die eigene Gefühlswelt. Kein Partner ist für Ihr Wohlbefinden oder die Deckelung Ihrer Ängste zuständig. Das führt auf Dauer zu sehr unschönen Beziehungen bis hin zu Beziehungsabbrüchen.
Es geht dementsprechend darum, Verantwortung für die eigene Unsicherheit zu übernehmen.
Was Ihnen dabei helfen kann:
Erkennen Sie den Moment, in dem Ihr inneres Kopfkino losgeht
Halten Sie inne und frage Sie sich: Was brauche ich gerade wirklich – und kann ich mir das selbst geben?
Pflegen Kontakt mit sich selbst: Spaziergänge, Journaling, Emotionen wahrnehmen und annehmen.
Führen Sie sich immer wieder vor Augen, dass diese auftauchenden alten Muster Sie emotional von seinen Nachrichten abhängig machen.
Eine psychologische Beratung kann Sie dabei untersützen, die eigenen Muster und Glaubenssätze zu erkennen wie z.B. "Ich bin nicht wichtig.", oder "Beziehungen sind nicht verlässlich."
Beispiel: Marie merkt, dass sie nach einer ausbleibenden Nachricht sofort innerlich zusammenbricht. Sie fühlt sich vernachlässigt, abgelehnt und ungeliebt.
Sie beginnt, diese Momente zu nutzen, um sich selbst Zuwendung zu geben und an diesem inneren Erleben zu arbeiten. Beispielsweise alternative Gedanken und Ideen zu entwickeln: "Er ist sicherlich gerade sehr beschäftigt, es sagt nichts darüber aus wie sehr er mich liebt."
Mit der Zeit wird sie innerlich stabiler – und ihre Beziehung entspannter.
Wann eine klare Kommunikation wichtig ist.
Das bedeutet nicht, dass Sie alles still in sich hineinfressen sollen. Bestenfalls teilen Sie Ihre Schwierigkeit in der Form von Ich-Botschaften mit, ganz ohne Erwartungsdruck, ohne Manipulation.
Gesunde Kommunikation bedeutet:
„Ich freue mich, wenn du dich meldest – aber ich kann gut für mich sorgen, wenn du es mal nicht tust.“
Beispiel: Sarah teilt ihrem Partner offen mit, dass sie sich manchmal unsicher fühlt, wenn er sich nicht meldet. Aber sie macht ihn nicht dafür verantwortlich. Er fühlt sich nicht unter Druck – und meldet sich danach sogar häufiger.

Fazit: Er meldet sich selten – und das kann ein Geschenk sein.
„Er meldet sich selten“ kann wie eine Ohrfeige wirken – oder wie ein Spiegel. Denn oftmals sind es die Dinge am Gegenüber die unsere alten Muster auflodern lassen, genau die Dinge die wichtig sind in uns selbst aufzulösen. Denn auch der nächste Partner, wird entweder das Gleiche oder ein anderes Thema hervorrufen.
Wenn Sie beginnen, sich selbst in diesen Momenten zu halten, werden Sie unabhängiger, klarer und liebevoller – auch zu sich selbst. Ihr Selbstwert und Selbstvertrauen steigt, da Sie sich aus der emotionalen Abhängigkeit von dem Gutdünken anderer befreien. Sie emanzipieren sich also aus Ihren eigenen, einschränkenden Mustern heraus.
Denn vielleicht ist sein Schweigen nicht gegen Sie gerichtet. Vielleicht ist es eine Einladung, sich selbst besser kennenzulernen. Und irgendwann werden Sie merken:
Ob er schreibt oder nicht, Sie sind bei sich. Sie stellen fest, es hat nichts mit Ihnen zu tun und ist auch kein Beweis der Liebe oder Nicht-Liebe. Und das ist das größte Geschenk.
/S. Schwinnen