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Wenn der Partner nie Verantwortung übernimmt: Schuldzuweisungen, Vorwürfe und die Frage nach Lösungen.

  • Autorenbild: Stephan Schwinnen
    Stephan Schwinnen
  • 25. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

„Es ist deine schuld!“ – vielleicht haben Sie diesen Satz schon einmal gehört. Manche Menschen schaffen es in einer Partnerschaft nicht, eigene Fehler, Schwächen oder Versäumnisse einzugestehen. Stattdessen geben sie konsequent dem anderen die Verantwortung und machen fortwährend Vorwürfe.

Für die betroffene Person ist dies eine enorme Belastung: Ständige Schuldzuweisungen erzeugen Zweifel, Verunsicherung und das Gefühl, nie richtig zu handeln. In diesem Artikel möchte ich Ihnen zeigen, welche psychologischen Mechanismen hinter diesem Verhalten stecken, wie Sie diese Muster erkennen – und welche Wege es gibt, mit solch einer Situation umzugehen.


Warum manche Menschen keine Verantwortung übernehmen können und sich in Schuldzuweisungen verlieren


Ein Streitendes paar. beide zeigen mit den Zeigefinger auf sich und geben sich die Schuld. Sie stehen vor einer weissen Wand.

Psychologisch gesehen sprechen wir hier von Externalisierung. Das bedeutet, dass Probleme, Fehler oder unangenehme Gefühle nach außen verlagert werden. Anstatt das eigene Verhalten zu reflektieren, wird die Schuld systematisch beim Partner gesucht. Häufig spielt auch Projektion eine Rolle: Eigene Unsicherheiten oder ungelöste Konflikte werden dem anderen zugeschrieben.


Typische Alltagssituationen sind zum Beispiel:

  • Ihr Partner vergisst den Wocheneinkauf, und der Vorwurf lautet: „Wenn du es mir rechtzeitig gesagt hättest, wäre das nicht passiert.“


  • Ein Streit eskaliert, und Sie hören: „Du provozierst mich immer!“


  • Auch bei Kleinigkeiten, etwa einer verlegten Fernbedienung, heißt es: „Du hast sie bestimmt irgendwo hingelegt und es wieder vergessen.“


Das Muster bleibt gleich: Die Verantwortung wird vollständig auf den anderen abgewälzt.


Die Folgen für die Beziehung


Ein solches Verhalten wirkt langfristig wie Gift auf eine Partnerschaft. Es kann folgende Dynamiken hervorrufen:

  • Schuldgefühle und Selbstzweifel: Wer ständig die Verantwortung zugeschoben bekommt, beginnt, an sich selbst zu zweifeln.


  • Innere Erschöpfung: Permanente Vorwürfe und das Gefühl, sich immer rechtfertigen zu müssen, rauben Energie.


  • Ungleichgewicht: Eine Partnerschaft lebt von Augenhöhe – Schuldzuweisungen schaffen jedoch eine Hierarchie, in der einer ständig im Recht und der andere dauerhaft im Defizit ist.


  • Einschränkung der eigenen Freiheit: Viele Betroffene wagen es kaum noch, ihre Bedürfnisse zu äußern, weil sie befürchten, erneut kritisiert oder beschuldigt zu werden.


Was Sie tun können, wenn Ihr Partner Ihnen immer die Schuld gibt


1. Erkennen Sie das Muster

Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen: Sie sind nicht für alles verantwortlich. Wenn Ihr Partner jede Schuld externalisiert, ist dies sein psychologisches Muster – nicht Ihr persönliches Versagen.


2. Setzen Sie klare Grenzen

Kommunizieren Sie deutlich: „Ich möchte, dass wir beide Verantwortung übernehmen. Wenn du mir Vorwürfe machst, ohne dein eigenes Verhalten zu reflektieren, kann ich nicht konstruktiv mit dir sprechen.“ Grenzen machen sichtbar, dass Sie bereit sind, für sich einzustehen.


3. Steigen Sie aus der Rechtfertigungsspirale aus

Je mehr Sie sich verteidigen, desto mehr Energie fließt in endlose Diskussionen. Oft reicht es, ruhig zu sagen: „Das sehe ich anders.“ – ohne sich weiter erklären zu müssen.


4. Holen Sie sich Unterstützung

Professionelle Hilfe – sei es in Form von Einzel- oder Paartherapie oder in Form einer Psychologischen Onlineberatung – kann helfen, Muster aufzudecken und neue Wege des Umgangs zu entwickeln. Voraussetzung ist jedoch, dass beide Partner bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.


Gibt es eine Lösung – oder führt der Weg in die Trennung?


Die entscheidende Frage lautet: Ist Ihr Partner bereit, sich selbst zu reflektieren und Verantwortung anzunehmen?


  • Wenn ja, können neue Wege entstehen. Mit therapeutischer Unterstützung lassen sich eingefahrene Muster auflösen, sodass die Beziehung wieder auf Augenhöhe gelebt werden kann.


  • Wenn nein, bleiben Sie in einer Einbahnstraße gefangen. Wer dauerhaft Schuld abgibt, blockiert Entwicklung und macht eine gesunde Partnerschaft nahezu unmöglich.


Eine Trennung wird dann zur sinnvollen Option, wenn Sie feststellen, dass Ihr Selbstwertgefühl, Ihre Lebensfreude und Ihre psychische Gesundheit unter der Beziehung leiden – und keine Bereitschaft zur Veränderung besteht.


Praktische Alltagstipps für Betroffene


  • Dokumentieren Sie Vorfälle: Notieren Sie Situationen, in denen Schuld auf Sie übertragen wurde. Dies stärkt Ihre Klarheit und schützt Sie vor Selbstzweifeln.


  • Suchen Sie soziale Rückmeldung: Gespräche mit vertrauenswürdigen Freunden oder Beratern helfen, die Realität besser einzuordnen.


  • Pflegen Sie Ihre Selbstfürsorge: Sport, Hobbys, Entspannung und soziale Kontakte stärken Ihr Selbstwertgefühl.


  • Erlauben Sie sich Distanz: Wenn die Vorwürfe überhandnehmen, nehmen Sie sich bewusst Zeit für sich, um Kraft zu tanken und die Dynamik zu unterbrechen.


Fazit


Eine Beziehung, die von Schuldzuweisungen und Vorwürfen geprägt ist, untergräbt auf Dauer das Vertrauen, die Liebe und das Gleichgewicht zwischen den Partnern. Sie können lernen, das Muster zu erkennen, sich abzugrenzen und für Ihre Bedürfnisse einzustehen.

Ob es einen gemeinsamen Weg gibt, hängt jedoch entscheidend davon ab, ob Ihr Partner bereit ist, eigene Verantwortung zu übernehmen. Wo dies nicht geschieht, ist es ein Akt der Selbstfürsorge, den Mut zu einer klaren Entscheidung für sich Selbst und das eigene Wohlbefinden zu finden.


Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich in einer solchen Beziehung befinden, schreiben Sie mir gerne für ein persönliches Gespräch über dieses Kontaktformular. In dem ersten, kostenfreien Gespräch können wir klären, ob eine Beratung in Ihrem Fall sinnvoll ist.

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