Trennungsschmerz kann eine der tiefgreifendsten emotionalen Erfahrungen im Leben eines Menschen sein. Die plötzliche Veränderung und der Verlust der gewohnten Beziehung können das Selbstwertgefühl erschüttern und Gefühle wie Traurigkeit, Angst oder Wut auslösen. Doch es gibt Möglichkeiten, wie Sie mit Trennungsschmerzen umgehen können, um emotionalen Frieden zu finden und gestärkt daraus hervorzugehen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie mehr über psychologische Konzepte und Methoden, die Ihnen helfen können, diese herausfordernde Phase zu bewältigen.
Die vier Phasen der Trennungsschmerzen
Nach einer Trennung durchlaufen die meisten Menschen verschiedene emotionale Phasen. Diese Phasen sind individuell, können in unterschiedlicher Reihenfolge auftreten und auch wiederholt durchlebt werden. Es ist wichtig, jede Phase bewusst wahrzunehmen und sich Zeit für den Heilungsprozess zu nehmen.
Schock und Verleugnung: In der ersten Phase sind viele Menschen überwältigt vom plötzlichen Verlust der Beziehung. Manchmal scheint es unmöglich, zu akzeptieren, dass die Beziehung vorbei ist. Gefühle der Taubheit oder Verdrängung treten auf, und man versucht, die Realität der Trennung zu leugnen. Es fühlt sich meist sehr surreal an, so als sei man noch in der Beziehung.
Wut und Protest: Sobald der Schock nachlässt, setzt die Wut ein. Man fragt sich: „Warum ist das passiert?“ oder sucht die Schuld bei sich oder dem Ex-Partner. Diese Phase ist geprägt von intensiven Gefühlen wie Wut, Frustration oder sogar Hass. Hierbei ist es hilfreich die Wut auf den Partner, statt auf sich selbst zu richten. Dies hilft beim Erhalt des eigenen Selbstwerts und hilft auch bei der weiter unten beschriebenen Akzeptanz und Neuausrichtung. Es ist wichtig, diese Emotionen zuzulassen, anstatt sie zu unterdrücken.
Trauer und Depression: Diese Phase ist besonders schwer. Der Verlust wird nun vollständig realisiert, und Gefühle tiefer Traurigkeit, Einsamkeit oder Verzweiflung treten auf. Es ist wichtig, der Trauer Raum zu geben und sich selbst zu erlauben, den Schmerz zu fühlen.
Dabei ist es ebenso wichtig zu verstehen, dass immer zwei Menschen für eine Beziehung und auch die Trennung verantwortlich sind. Es ist selbstverständlich sinnvoll zu reflektieren und eigene Anteile herauszuarbeiten. Verlieren Sie sich jedoch nicht in Selbstmitleid. Weiter unten stelle ich Ihnen einige Methoden zur aktiven Bewältigung diverser Zustände vor.
Akzeptanz und Neuorientierung: In der letzten Phase kommt die Akzeptanz der Trennung. Langsam beginnt man, die neue Realität zu akzeptieren und sich neu zu orientieren. Es fällt leichter, nach vorne zu blicken und das Leben ohne den Ex-Partner zu gestalten. Hilfreich ist sich in dieser Phase immer wieder die negativen Aspekte der Beziehung vor Augen zu führen, sofern man erneut in Phase 3 zurückrutschen sollte. Diese Phase markiert den Beginn des Heilungsprozesses und den Weg zu einem neuen emotionalen Gleichgewicht.
Psychologische Strategien zur Bewältigung der Trennungsschmerzen
Die Bewältigung dieser Phasen erfordert Zeit und Selbstfürsorge. Es gibt jedoch psychologische Konzepte und Methoden, die Ihnen helfen können, den Heilungsprozess zu unterstützen und emotionalen Frieden zu finden.
1. Akzeptanz der Emotionen
Die Akzeptanztheorie (Acceptance and Commitment Therapy, ACT) lehrt uns, unsere Gefühle zu akzeptieren, ohne sie zu bewerten oder zu verdrängen. In jeder Phase der Trennung ist es wichtig, sich selbst Raum für Trauer, Wut und Verzweiflung zu geben und gleichzeitig zu erkennen, dass diese Gefühle vorübergehend sind.
2. Kognitive Umstrukturierung
Einer der zentralen Ansätze der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) besteht darin, negative Denkmuster zu erkennen und sie in positivere, realistischere Gedanken umzuwandeln. Besonders in der Phase der Wut und Trauer kann es hilfreich sein, irrationale Überzeugungen zu hinterfragen, wie „Ich werde nie wieder glücklich sein“ oder „Ich bin nicht liebenswert“.
Es ist verständlich dass solche Gedanken aufkommen und völlig normal. Wichtig ist diesen keine große Beachtung zu schenken und als das zu akzeptieren was sie sind: "Negative Gedanken nach einer Trenung die keinerlei Bedeutung haben." Erst wenn Sie diese als wahr akzeptieren und diese mit Emotionen füllen, beginnen sie eine Bedeutung zu entwickeln.
3. Selbstfürsorge und Achtsamkeit
In allen Phasen, insbesondere in der Trauerphase, ist Selbstfürsorge essenziell. Achtsamkeitstechniken, wie Meditation und Atemübungen, helfen dabei, den Geist zu beruhigen und im Moment präsent zu bleiben. Sie mögen nun lachen, jedoch ist es ausserordentlich hilfreich, sollten Sie sich einsam oder überfordert fühlen, wenn Sie sich achtsam bei einem Spaziergang in der Natur an einen großen, starken Baum anlehnen. Versuchen Sie während dessen sich auf die Energie des Baumes einzulassen. Spüren Sie dessen Ruhe und dessen haltgebende Stärke. Sie werden überreicht sein!
Gleichzeitig ist Selbstfürsorge – wie gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichender Schlaf, enorm wichtig um die emotionale Widerstandskraft zu stärken und den Heilungsprozess zu unterstützen.
4. Positive Journaling
Das Führen eines positiven Tagebuchs ist eine bewährte Methode, um den emotionalen Fokus von der Trauer auf positive Aspekte zu lenken. Notiere dir täglich Dinge, für die du dankbar bist, sowie positive Erlebnisse. Notieren Sie diese jedoch nur, wenn Sie ds Aufgeschrieben tatsächlich glauben können und füllen Sie die Notizen mit einem positiven Gefühl. Diese Praxis hilft, das Leben neu zu strukturieren und eine positive Selbstwahrnehmung zu entwickeln.
5. Unterstützung durch professionelle Onlineberatung
Manchmal ist es schwer, Trennungsschmerzen allein zu bewältigen. Psychologische Onlineberatung bietet eine flexible und zugängliche Möglichkeit, professionelle Unterstützung zu erhalten. Externe Unterstützung kann in allen Phasen des Trennungsschmerzes wertvoll sein. Besonders in der Phase der Trauer, wenn die Emotionen überwältigend erscheinen, kann eine psychologische Onlineberatung helfen. Ein erfahrener Therapeut kann Ihnen gezielte Strategien und Unterstützung bieten, um mit den Herausforderungen umzugehen und den Heilungsprozess zu unterstützen.
Trennungsschmerz ist eine Phase, die Zeit und Geduld erfordert. Doch mit den richtigen psychologischen Konzepten und Methoden können Sie wieder zu emotionaler Stabilität finden und gestärkt aus dieser schwierigen Phase Ihres Lebens hervorgehen.
/S.Schwinnen
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