Im Zeitalter von sozialen Medien, Erfolgsgeschichten und Bildern vermeintlich perfekter Leben werden wir täglich mit Vergleichen konfrontiert. Es fällt schwer, sich davon frei zu machen und nicht zu denken: „Alle anderen haben mehr erreicht“ oder „Ich bin nicht gut genug“. Solche Gedanken können die eigene Selbstwahrnehmung stark beeinträchtigen und den Selbstwert auf Dauer schädigen. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, warum Vergleiche oft negative Folgen haben, wie aufwärts- und abwärtsgerichtete Vergleiche wirken, und warum der Vergleich mit sich selbst die bessere Wahl ist und eine gute Möglichkeit darstellt um den eigenen Selbstwert zu erhöhen.
Aufwärts- und Abwärtsgerichtete Vergleiche: Warum beide Selbstwert schädlich sind.
Im psychologischen Kontext spricht man von sozialen Vergleichen, die uns als Maßstab dienen, um den eigenen Wert oder Status einzuordnen. Leon Festinger, ein Pionier der Sozialpsychologie, beschreibt in seiner Theorie des sozialen Vergleichs, dass Menschen dazu neigen, sich mit anderen zu vergleichen, um ein realistisches Bild von sich selbst zu gewinnen. Doch solche Vergleiche verlaufen häufig unbewusst und führen oft nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Im Gegenteil - entweder fördern Sie direkt dass wir uns schlecht fühlen oder sie helfen den eigenen geringen Selbstwert zu kaschieren.
Festinger unterscheidet dabei zwei Hauptformen:
Aufwärtsgerichtete Vergleiche: Aufwärtsgerichtete Vergleiche beziehen sich auf Personen, die vermeintlich „über“ uns stehen – sei es in Bezug auf Status, Erfolg, Aussehen oder Fähigkeiten. Diese Vergleiche lösen oft Gefühle der Minderwertigkeit, Unzulänglichkeit und Unzufriedenheit aus. Sie setzen unbewusst Standards, die wir als persönliche Messlatte empfinden, auch wenn die Umstände völlig unterschiedlich sind. Dies kann den Selbstwert senken, da wir uns selbst gegenüber härter und kritischer werden.
Abwärtsgerichtete Vergleiche: Abwärtsgerichtete Vergleiche hingegen zielen auf Menschen ab, die vermeintlich „unter“ uns stehen. Zwar können solche Vergleiche kurzfristig den Selbstwert steigern, indem wir uns überlegen fühlen, aber dieser Effekt ist meist nur von kurzer Dauer und unsicherer Natur. Er basiert darauf, dass wir uns durch die Schwächen anderer besser fühlen – was wiederum darauf hinweist, dass der eigene Selbstwert ohne diesen Vergleich nicht stabil ist.
In beiden Fällen orientieren wir uns an äußeren Faktoren und verlieren das Wichtigste aus dem Blick: uns selbst. Der Selbstwert wird abhängig von äußeren Einflüssen, was ihn anfällig und unbeständig macht. Wir suchen eine Lösung im Außen, statt im inneren.
Zwar kann der aufwärtsgerichtete Vergleich kann, sofern er lediglich als ein Ansporn dient - "Okay das will ich auch erreichen." - auch positive Eigenschaften aufweisen. Um jedoch wirklich den eigenen Selbstwert langfristig und tiefverwurzelt zu erhöhen liegt die Lösung in einem neuen Fokus: dem Vergleich mit sich selbst.
Der wertvollste Maßstab: Sie selbst! - Wie Sie richtig Vergleichen und Ihren Selbstwert erhöhen.
Der einzige Vergleich, der langfristig gesund und stabilisierend wirkt, ist der Vergleich mit der eigenen Entwicklung. Dabei geht es darum, Fortschritte in den Bereichen zu betrachten, die Ihnen selbst am Herzen liegen.
Studien zur Selbstwertforschung zeigen, dass die innere Zufriedenheit oft am stärksten durch das Streben nach Selbstverwirklichung und persönliche Erfolge gefördert wird. Psychologen wie Carl Rogers, einer der führenden Theoretiker der humanistischen Psychologie, betonen, dass der wahre Selbstwert nicht auf äußeren Maßstäben, sondern auf der Entwicklung und Entfaltung des eigenen Potenzials basiert.
Hier ein paar Tipps, wie Sie den Vergleich mit sich selbst gezielt einsetzen können:
Erkennen Sie Ihre Erfolge an: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, Ihre Fortschritte und Erfolge wahrzunehmen. Führen Sie ein Tagebuch oder eine Liste, in der Sie regelmäßig festhalten, was Ihnen gelungen ist, was Sie gelernt haben und in welchen Bereichen Sie sich verbessert haben. Dieser bewusste Rückblick stärkt das Gefühl, dass Sie wachsen und sich weiterentwickeln – unabhängig davon, wie andere sich verhalten.
Setzen Sie sich eigene Ziele: Entwickeln Sie Ziele, die Ihnen wichtig sind und auf Ihre Interessen abgestimmt sind. Das kann zum Beispiel das erlernen eines neuen Musikinstruments sein oder eine neue Sportart. Wenn Ihre Ziele auf Ihren eigenen Wertvorstellungen basieren, wird der Vergleich mit dem eigenen Fortschritt zunehmend wichtiger und erfüllender. So wird der Blick nach außen weniger relevant.
Akzeptieren Sie Schwächen als Teil Ihrer Entwicklung: Vergleiche mit anderen setzen oft einen perfekten Maßstab, an dem wir scheitern. Ein gesunder Vergleich mit sich selbst erlaubt hingegen, Schwächen und Fehler als Teil des Prozesses zu akzeptieren. Perfektion ist unrealistisch – Wachstum und Verbesserung hingegen sind möglich.
Fazit: Finden Sie Ihren eigenen Wert.
Vergleiche mit anderen mögen verlockend sein, sind aber letztlich hinderlich für ein gesundes Selbstwertgefühl. Nur der Vergleich mit dem eigenen Fortschritt ist nachhaltig und stärkt das Gefühl innerer Erfüllung und Zufriedenheit. Ihr Selbstwert hängt nicht davon ab, was andere tun oder erreichen, sondern davon, dass Sie sich als wertvoll und fähig anerkennen – unabhängig von äußeren Maßstäben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei etwaigen Veränderungen und nur das Beste
/S.Schwinnen
Kommentit